KÖLN. Im Alter von 87 Jahren ist Johann Kranz in Köln gestorben. Er wird uns als ein Mensch in Erinnerung bleiben, der sich mit seinem Heimatort Wechold stets treu verbunden fühlte. Seine Kindheit dort hat ihn stark geprägt.
Die elterliche Wohnung befand sich im Obergeschoss des Hinterhauses von Landwirt Dietrich Thalmann, Nr. 100 in Wechold.
Aufgrund eines tragischen Geschehens wurden im Januar 1944 Johann Kranz und seine Schwester Ilse zu Waisen. Die 30-jährige Mutter Anna geb. Stüven (1913-1944) wurde in der Wohnung im Obergeschoss durch das Stubenfenster von einem Flugzeug aus erschossen, als sie dort saß und nähte. Der Trauerfall war umso tragischer, als am selben Tag die Nachricht vom Tod des Vaters Johann (1912-1943) eintraf. Zu dem Zeitpunkt war er gerade mal sechs und seine Schwester vier Jahre alt.
Anschließend kümmerten sich die Großeltern Otto Stüven (1883-1966) und Margarethe geb. Köster (1887-1961) aus Martfeld liebevoll um die beiden Enkelkinder und zogen zu ihnen in die elterliche Wohnung, Nr. 100 in Wechold.
Johann Kranz hat nach seiner Schulzeit zunächst als Schlachter und Maurer gearbeitet, bevor er zur Bundeswehr gegangen und berufsbedingt mit seiner Ehefrau Christa nach Köln gezogen ist.
Ihm war es ein großes Anliegen, die Plattdeutsche Sprache zu erhalten , so hat er in Köln einen kleinen Verein mit Gleichgesinnten gegründet. Einmal im Monat trafen sie sich, um sich in Plattdeutsch zu unterhalten und sich auszutauschen.
Im Rentenalter hat er seine Kinder- und Schulzeit sowie die ersten Jahre in der Arbeitswelt in plattdeutschen Geschichten verfasst und aufgeschrieben. Diese sind in zwei Bänden „Anna und Jan“ in den Jahren 1997 und 1998 herausgekommen. Im Jahr 2005 sind seine Werke „Kinnertied in Wecheln 1937-1946" sowie „Kinnertied in Wecheln 1946-1948" als Hörbuch erschienen. Viele seiner plattdeutschen Geschichten sind auch im Blauen Blatt veröffentlicht worden.
Auch im hohen Alter hielt er telefonisch und schriftlich Kontakt zu den Nachbarn und Freunden in Wechold, immer interessiert an den Geschichten und Erlebnissen seiner Mitmenschen und im Heimatverein Wechold. Zuletzt war Johann Kranz mit seiner Frau Christa und seiner Tochter zu der Gnadenkonfirmation am 17. Oktober 2021 in der Kirche Wechold und hatte sich bei diesem Besuch nochmals die Räumlichkeiten seines Elternhauses, Wechold Nr. 100 angesehen.
Bild 1: Johann Kranz †
Bild 2: Das heutige Wohnhaus in Wechold Nr. 100, welches Johann Kranz zuletzt vor drei Jahren noch einmal aufgesucht hatte
Bild 3: Die Geschwister Ilse und Johann Kranz 1943
Text & Bilder: © DasBlaueBlatt.de